Untersuchung Streuobstwiesen im Klimawandel

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Die Streuobstkultur als immaterielles Weltkulturerbe steht vor großen Herausforderungen. Einerseits sind Bestände oft überaltert, andererseits sind sie auch oft wegen der fehlender Wirtschaftlichkeit nur unzureichend gepflegt. Der Klimawandel stellt so gesehen eine zusätzliche Herausforderung für die zukünftige Existenz von Streuobstgärten dar.

Wir wissen wenig darüber welche Faktoren zur Widerstandsfähigkeit der Streuobstwiesen gegenüber dem Klimawandel beitragen, was mögliche Anpassungsmaßnahmen wären und was bei einer Neuanlage zukünftig berücksichtigt werden sollte. Dies gab Anlass für ein bayernweites Forschungsprojekt.

Gemeinsam mit Streuobstwiesen-Bewirtschaftenden möchten die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und die Technische Universität München die Auswirkungen des Klimawandels auf Streuobstwiesen in 5 Regionen Bayerns untersuchen.  Ziel des Projekts ist es gemeinsam mehr Wissen über das Agrarökosystem Streuobstwiese im Klimawandel zu schaffen sowie regionsspezifische Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln.

Mit Unterstützung von Landschaftspflegeverbänden, Streuobstmanagern und Kreisfachberatern konnten 40 Bewirtschaftende aus ganz Bayern für die Teilnahme am Forschungsprojekt begeistert werden. Die 40 Streuobstwiesen befinden sich in den Landkreisen Aschaffenburg, Main-Spessart, Würzburg, Kitzingen, Weißenburg-Gunzenhausen, Rosenheim, Deggendorf und Regen und decken somit unterschiedliche Klimaregionen ab.

Das Projekt wird bis Ende September 2025 durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördert.

Über einen Zeitraum von 3 Jahren werden die Bewirtschaftenden auf ihren Streuobstwiesen Daten wie z.B. der Beginn der Obstbaumblüte, einen frühzeitigen Fruchtfall und Blattfall sowie Sonnenbrandschäden erheben. Zusätzlich dokumentieren sie ihre Bewirtschaftungspraktiken wie Dünung, Baumschnitt, Unterwuchspflege und Bewässerung. Alle im Projekt beteiligten Bewirtschaftende engagieren sich ehrenamtlich und ermöglichen dadurch eine umfangreiche Datenaufnahme.

 

Für den Raum Rosenheim sind es vor allem die Streuobstgärten von Georg Loferer (Pomologe, Rohrdorf), Georg Wachinger (»Wachinger Mühle«, Neubeuern) und Helmut Wiesböck (Rohrdorf), die an dem »StreuWiKlim-Projekt« teilnehmen. Bei jedem Streuobstgarten befinden sich nun mit farbigen Bändern markierte Bäume. Diese Bäume werden die nächsten 3 Jahre durch die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und TU München als auch durch die Obstbaumbesitzer intensiv beobachtet. Außerdem wurde auf jeder Fläche ein Niederschlagssammler (regelmäßige Leerung und Dokumentation durch die Teilnehmer selbst) sowie eine Zaunpfahl mit Lufttemperatur-, Luftfeuchte- und Lux-Logger installiert. Darüber hinaus erhielt jeder Teilnehmer einen »Beobachtungskalender« ausgehändigt. Im Monat Juni geht es dabei beispielsweise um Beobachtungen zu frühzeitigem Fruchtfall und Blattfall. Insgesamt sind die Beobachtungs- und Dokumentationstätigkeiten für die einzelnen Teilnehmer durchaus arbeitsintensiv. Letztendlich sind es alle Streuobstwiesen-Besitzer, die später von diesem Engagement profitieren.

Untersuchungs-Einrichtung im Streuobstgarten von Helmut Wiesböck, Rohrdorf.

 

Mit auf den Streuobstwiesen aufgestellten Messgeräten wird die lokale Lufttemperatur und –feuchte, die Sonneneinstrahlung sowie die Niederschlagsmenge gemessen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der HSWT und TUM erfassen Parameter wie beispielsweise das Trieblängenwachstum, die Nährstoffversorgung der Böden sowie den Befall mit Krankheiten und Schädlingen.

Mit den erhobenen Daten soll herausgefunden werden, auf welchen Standorten zukünftig Streuobst angebaut werden kann, welche ökologische Zusatzstrukturen (z.B. Hecken, Krautsäume) die Baumgesundheit unterstützen, welche Obstarten- und Sorten und welche Bewirtschaftungspraktiken für die jeweiligen Regionen zu empfehlen sind.

Gruppenbild_AuftaktStreuWiKlim

Mit einer Auftaktveranstaltung am 5.Mai in Gnotzheim (Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen) startete das Projekt. Hier konnten sich die Teilnehmenden des neu entstandenen Netzwerks austauschen und mehr über das Vorgehen im Projekt erfahren. In der Zwischenzeit wurden vom Projektteam die zu beobachtenden Streuobstbäume markiert und die Messgeräte aufgestellt, dem Beginn der Beobachtungen steht nun nichts mehr im Wege.

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