Prämierter Apfelsaft aus heimischem Streuobst ist keine Selbstverständlichkeit!

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Warum war die Apfelernte 2023 so schlecht?

Frühjahr: Das Frühjahr 2023 war durch ungewöhnlich späten und starken Frost während der Apfelblüte gekennzeichnet. Dies führte zu erheblichen Schäden an den Blüten. Viele Blüten sind erfroren.

Bis Mitte März herrschten bereits frühlingshaft milde Temperaturen, so dass die Vegetation rasch voranschritt. Die Blütenknospen bildeten sich sehr früh.

Doch dann wurde es kalt, sehr kalt sogar. In den Nächten der Karwoche fielen die Temperaturen auf minus 8°C, kälter als an den Weihnachtstagen! Mehr noch: Auch danach blieb es kalt, so dass sich der Fruchtansatz nur unzureichend entwickeln konnte. Die kalten Temperaturen während der Blütezeit führten dann auch zu einer geringen Insektenaktivität, wodurch die Befruchtung litt und nur wenige Früchte gebildet wurden.

Dann kam eine Phase mit sehr, sehr viel Regen und das über Wochen. Das war wohl der Hauptgrund für die schlechte Apfelernte in unserer Region: Die eher spärlichen Fruchtansätze wurden noch einmal massiv durch Nassfäule in Mitleidenschaft gezogen. Mit anderen Worten: Was nicht schon vorher erfroren war, verfaulte jetzt am Baum!

Sommer: Im Sommer folgten extreme Hitze und Trockenheit, die die Bäume zusätzlich stressten und die geringe Fruchtentwicklung weiter beeinträchtigten. Viele Fruchtansätze vertrockneten bereits direkt am Baum, auch der Schädlingsbefall durch »Würmer« war hoch.

All diese Wetterkapriolen gipfelten dann in mehreren Hagelschlägen, so dass wir bereits am 30. August eine Hagelsonderannahme ansetzen mussten, um die hagelgeschädigten Äpfel zeitnah verarbeiten zu können.

Herbst: Hier führte das stürmische Wetter noch zu weiteren Verlusten. Was dann zur regulären Ernte übrig blieb, war vielfach wurmstichig und hatte einen bei weitem geringeren Saftanteil wie in »normalen« Jahren.

Warum aber die Apfelernte auch noch sinkt …

Folgt man der Pressemitteilung des Bayerischen Landesamtes für Statistik vom 27. September 2023, so hätte der Ernteausfall bei Äpfeln nur -14,4 % und bei Birnen -11,4 % betragen. Diese Zahlen berücksichtigen allerdings den Plantagenanbau – im Streuobstanbau sind die Ernteausfälle höher, da z.B. bei Frost keine Schutzmaßnahmen ergriffen werden können.

Außerdem kommen hier noch strukturelle Probleme hinzu:

Viele Obstwiesenbesitzer, sowohl private als auch professionelle Obstbauern, geben ihre traditionellen Streuobstwiesen auf. Der Pflegeaufwand ist hoch und die Erträge sind im Vergleich zu intensiveren Formen des Obstanbaus geringer. Zudem fehlt es oft an Nachfolgern, die die gleiche Liebe zum Streuobstbau mitbringen und bereit sind, die Arbeit fortzuführen.

Dennoch mutet es manchmal geradezu grotesk an, wenn auf der einen Seite der Ruf nach regionalen und biologischen Lebensmitteln immer lauter wird, auf der anderen Seite aber die Bereitschaft, Mühe, Arbeit und Zeit in die Verwertung der vorhandenen Apfelbestände zu investieren, immer geringer wird.

Ein Dilemma, das wir gerne mit Ihnen gemeinsam schultern würden …

Herausforderung 1:

Einerseits sind wir abhängig von ausreichend Obstanlieferungen während der Erntezeit. Dazu bedarf es Menschen, die dazu bereit sind, ihre ein, zwei, drei und mehr Obstbäume zu pflegen und abzuernten. Auch bei schlechtem Wetter, auch bei geringer Ernte, trotz Kreuzschmerzen, die man spürt, wenn man ein paar Stunden Äpfel geerntet hat.

Wir sind um faire Preise bemüht, trotzdem ist eines klar: niemals werden wir Preise in Höhe eines Mindestlohn-Stundensatzes bieten können. Trotzdem die Mühe auf sich zu nehmen, heißt daher Engagement für unsere Umwelt, für unsere Kulturlandschaft zu zeigen. Ja, Äpfel und Birnen in Streuobstgärten anzupflanzen und jährlich zu ernten ist Engagement für die Gemeinschaft, denn nur so wird das mit Streuobstwiesen geprägte Landschaftsbild für die Zukunft erhalten!

Herausforderung 2:

Als regionale Kelterei stehen wir im Wettbewerb. Weniger mit anderen lokalen Marken, mehr mit der Marktmacht von Discountern und Co.

Der hier vertriebene Apfelsaft stammt meist aus rein industrieller Produktion. Diese Säfte sind billiger als unsere, das ist kein Geheimnis. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied: Pressverfahren, Qualität der Rohware und ein nachhaltiges Glas-Pfandflaschen-System machen unsere Säfte auch wertvoller.
Das schmeckt man!

Herausforderung 3:

Corona- und Energiekrise haben nicht nur an uns selbst gezerrt, auch an den Möglichkeiten unserer Kunden. Vielfach muss der Geldbeutel enger geschnürt werden und manchmal sind es veränderte Prioritäten, die Kunden zeitweise »untreu« werden lassen. Dabei brauchen wir jeden einzelnen!

Herausforderung 4:

Als regionale Kelterei sind wir zuverlässiger Partner von Gastronomie und Getränkefachhandel. Diese Lieferzuverlässigkeit müssen wir auch in Jahren mit schlechtester Obsternte erbringen.

Für die Verkaufssaison 2023/24 bedeutet dies, ein Teil unseres Saftes wird wegen der schlechten Ernte zugekauft werden müssen. Der zugekaufte Saft hat meist einen geringeren Säureanteil als unser Saft aus Mostobst und ist daher im Geschmack etwas »langweiliger«, weil der gewohnte »Pfiff« fehtlt. Falls Sie also Geschmacksunterschiede im Jahr 2024 wahrnehmen sollten, ist dies der Grund. Ganz sicher sind die Unterschiede nur von vorübergehender Natur, denn Apfelsaft nur aus Streuobst unserer Region ist uns der liebste!

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